“Quelle: Internet” – mit dieser “Quellenangabe” machte sich jüngst das ZDF zum Gespött einiger Blogger und Twitterer. Tobias Gillen z.B. schrieb:
Mit “Quelle: DVD” schießt “Wetten, dass..?” einen weiteren Vogel am Quellenhimmel ab, den man so bisher noch nicht oft gesehen hat. An “Quelle: Internet”, als gäbe es dort nur eine einzige Sache zu sehen, “Quelle: YouTube”, als gäbe es dort nur ein einziges Video oder “Quelle: Fremdmaterial”, haben wir uns ja schon widerwillig gewöhnt, und doch hat man das Gefühl, bei jedem unzulänglichen Quellenverweis fällt irgendwo auf der Welt eine Kamera beim Catcontent-Filmen auf den Boden und zerschellt.
Anlaß des Shitstorms: Das ZDF hatte während der zweiten “Wetten daß…?”-Show mit Markus Lanz am 3.11.2012 Filmausschnitte aus “James Bond – Stirb an einem anderen Tag” (2002) gezeigt und als Quelle die Zeile “Quelle: DVD” ins Bild gerückt.
Die Praxis, eine Quelle nur formal zu nennen, die Quellen-Nennung aber nicht wirklich sinnvoll einzusetzen, ist im Nachrichtengeschäft gang und gäbe: Ebenso viel- wie nichtssagend ist die Wendung “nach Medienberichten”.
Wer oder was sind denn “die Medien”? Könnte man – wenn man es wollte – die Quelle rasch nachschlagen in der Stadtbücherei um die Ecke oder in den unermess-lichen Weiten des Web? Eben! Eine Quellen-Nennung, die nicht zu einer konkreten Quelle führt, sondern in den Herbstnebel, ist journalistisch unsinnig, juristisch wertlos – und damit überflüssig.
So wird´s gemacht:
# 1
Stammt die Information aus einem spezifischen Medium, dann nenne ich dieses ausdrücklich und vollständig – ebenso, wenn mehrere Medien die besagte Information gemeinsam transportieren (etwa wenn eine Print- und eine Radioredaktion gemeinsam recherchiert haben). Genaue Quellennennung signalisiert dem Hörer handwerkliche Präzision und Solidität (und zahlt so auf´s Image-Konto des Programms ein). Nicht zuletzt: Bin ich die Quelle für andere, dann möchte ich schließlich ebenso präzise zitiert werden;
# 2
Ist eine Information aber quasi allgegenwärtig in “den Medien”, kann eine einzelne Quelle also vernünftigerweise nicht genannt werden (weil sie einen allgemein bekannten Sachstand transportiert), dann ist eine förmliche Quellen-Formel überflüssig. Es genügt dann ein Signal, dass die zitierten Informationen “in der Welt” sind, aber noch nicht gesichert.
Sprachlich läßt sich das z.B. so darstellen:
- “Es gibt Informationen, wonach …”
- “Es gibt Hinweise auf…”
- “Es heißt, XY habe …”
- “Angeblich hat XY …” u.v.m.
Diese Lösungen sind im übrigen allemal geschmeidiger als das “nach Medienberichten” aus dem journalistischen Quellenformel-Baukasten.
Sie sind umgangssprachlicher, verständlicher und erzählerischer im Ton. Und sie entschlacken den Text – was in der Nachrichtenarbeit gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.